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Hellmuth vs Dwan: Ein Call am Rande des Wahnsinns

Hellmuth vs Dwan: Ein Call am Rande des Wahnsinns

Phil Hellmuth ist einer der erfolgreichsten Pokerspieler auf der Welt. Schaut man auf die nackten Zahlen ist er mit ist er mit 16 Bracelets (Stand 2022) der beste Turnierspieler aller Zeiten. Es gibt allerdings einen Nemesis, den Hellmuth bislang noch nie in einem großen Turnier überwinden konnte: Tom Dwan hat ihn in den letzten 12 Jahren ein ums andere Mal ausgespielt und alt aussehen lassen.

In unserer Rubrik Handsalat werfen wir heute auf eine Hand zwischen den beiden Spielern, die schon im Jahr 2009 in der sechsten Staffel der amerikanischen Pokersendung Poker After Dark ausgetragen wurde.

In dieser Hand wird ein Pot mit mehr als 800 Big Blinds ausgespielt und Phil Hellmuth versucht sich an einem aberwitzigen Hero-Call mit 3rd Pair auf dem River.

Die ganze Hand als Video:

So spielte sich die Hand ab

Die Blinds liegen bei $200 / $400:

Eli Elezra (CO): K 9

Phil Hellmuth (BU, $200.000): 9 7

Tom Dwan (SB, $163.675): J 10

Preflop: Elezra raist auf $1.400, Hellmuth reraist auf $5.400, Dwan reraist auf $16.100, Elezra foldet, Hellmuth callt.

Flop ($34.200): Q 10 7

Dwan checkt, Hellmuth checkt.

Turn ($34.200): 10

Dwan setzt $27.600, Hellmuth callt.

River ($89.500): 5

Dwan setzt $119.975 (all-in), Hellmuth callt.

Dwan gewinnt mit Trip Tens.

Versuchen wir einmal, diese Hand zu analysieren.

Preflop: Absurde Aggression und ein Call ohne Plan

Schon vor dem Flop, ist diese Hand ziemlich abenteuerlich. Im Cut-Off eröffnet Eli Elezra mit König-Neun und einem Raise auf dreieinhalb Big Blinds. Während das in einem loosen Live-Spiel noch ein normaler Zug ist, folgt nun ein - auch für besonders aggressive Live-Spiele - ungewöhnlicher Re-Raise. Phil Hellmuth hat 9-7-off und erhöht den Einsatz um fast das Dreifache auf 13,5 Big Blinds. Diesen Re-Raise kann man mal so bringen, aber auf lange Sicht ist ein solcher Zug auch in Position nicht gewinnbringend. Dafür ist die Hand Hellmuths einfach zu schlecht und bietet zu wenig Potenzial.

Tom Dwan
Tom Dwan

Tom Dwan im Small Blind hat mit J 10 als einziger Spieler am Tisch eine halbwegs ordentliche Hand. Es ist möglich, mit dieser Hand auch ohne Position den Re-Raise zu callen, darauf hoffend, einen Flop zu sehen. Allerdings spielt man dann eine Hand in einem großen Pot ohne Position und ohne Initiative. Deswegen ist hier - gegeben, dass die Stacks allesamt bei über 400 Big Blinds liegen - ein abermaliger Re-Raise eine spielbare Option. Dwan erhöht auf 40 Big Blinds.

Mit diesem 4-Bet-Raise aus dem Kalten signalisiert Dwan enorm viel Stärke, viel mehr Stärke als seine tatsächliche Hand hergibt. Der Raise ist also ein Bluff. Aber die Hand hat ein wesentlich besseres Potenzial gute Flops und Draws zu treffen, als es Hellmuths 9-7 hat.

Elezra macht zwischen Hellmuth und Dwan das einzig Vernünftige und foldet seine nun sehr schwach aussehende Hand.

Hellmuth hingegen ahnt, dass Dwan in der Lage ist, in dieser Situation vor dem Flop mit heißer Luft eine 4-Bet zu bringen. Deswegen scheint er sich zu denken, dass sein Call mit seiner ebenfalls schwachen Hand gerechtfertigt ist, da er sich schließlich in Position befindet.

Hellmuths Call vor dem Flop ist ein Fehler

Hellmuth callt mit 9 7 eine 4-Bet auf 40 Big Blinds. Der Call sieht nicht nur hanebüchen falsch aus, er ist es auch unter fast jedem Aspekt des Spiels. Ja, Dwan kann in dieser Situation bluffen, aber selbst dann ist Hellmuths Hand schwächer als die meisten Bluffs in Dwans Range.

Und ja, Hellmuth spielt in Position. Aber nachdem er den Raise callt, liegen 34.200 Dollar in der Mitte und Dwan hat nur noch etwas unter 150.000 Dollar im Stack. Das Stack-zu-Pot-Verhältnis ist 4,3. Das ist sehr niedrig und Hellmuth kann deswegen nur sehr wenig mit seiner Position anfangen.

Ein hohes Stack-zu-Pot-Verhältnis begünstigt den Spieler in Position. Hier ist dieses Verhältnis aber zu niedrig. Warum? Tom Dwan hat theoretisch die Möglichkeit, auf dem Flop eine Bet in der Höhe des Pots abzufeuern und auf dem Turn mit einer weiteren Bet in Pot-Größe nachzulegen. Dann wäre er All-In und Hellmuth hätte an keiner Stelle etwas von seiner Position gehabt. Was wäre zum Beispiel sein Plan auf einem A-9-2-Flop? Call auf dem Flop und hoffen, dass es zum Showdown ohne weitere Bets kommt? Wie würde Hellmuth auf einem K-T-2-Flop bluffen? Wie spielt Hellmuth einen 7-2-2-Flop?

Wenn Hellmuth gut flopt, trifft er im Leben nicht gut genug, um einen 800-Big-Blind-Pot auszuspielen und trifft Hellmuth schlecht, hat er wahrscheinlich nicht genug Manövrierraum, um den Pot oft genug zu stehlen.

In dieser Situation wäre es wesentlich besser, hätte Hellmuth einfach seine Hand gepasst und eingesehen, dass sein Versuch, die Hand mit einem luftigen Re-Raise vor dem Flop zu stehlen, gescheitert ist.

Flop: Bloß nicht die Hand in einen Bluff verwandeln

Nach dem schon etwas abenteuerlichen Raise und Call vor dem Flop treffen beide Spieler etwas auf dem Q 10 7 Board: Middle Pair für Dwan und Bottom Pair für Hellmuth.

Dwan hat neben einem Paar auch noch ein paar Backdoor-Draws zu einem Flush oder einer einer Straight. Er will mit seiner Hand einen Turn sehen und er will es tunlichst vermeiden, mit seiner Hand zu bluffen. Eine Bet auf dem Flop käme einem Bluff aber schon äußerst nah. Nach Hellmuths Call vor dem Flop muss Dwan annehmen, dass starke Paare ein substanzieller Teil von Hellmuths Range sind und gegen diese liegt er weit hinten. Mit einer Bet brächte Dwan kaum bessere Hände zum Folden und bekäme nur selten Value von schlechteren Händen. Außerdem ist es generell keine gute Idee mit einer mittelschwachen Hand, die Showdown-Value hat den Pot unnötig aufzublähen. Deswegen ist ein Check hier völlig korrekt.

Hellmuth hat den Flop so gut getroffen, wie er mit 9-7-off hoffen kann. Ein Paar, Overcards und irgendwie ein bisschen Backdoor-Straight-Draw. Auch Hellmuth hat ein gewisses Interesse, den Showdown zu sehen, denn gegen eine Hand wie A-K oder A-J liegt er deutlich vorne. Insofern ist sein Check auf dem Flop nachvollziehbar.

Turn: Sieht wie ein Bluff aus, oder?

Phil Hellmuth mit Snap-Call
Phil Hellmuth mit Snap-Call

Auf dem Turn trifft Dwan Trips. Schon nach Hellmuths Check auf dem Flop dürfte Dwan geahnt haben, dass sein mittleres Paar gut ist. Es steht zu vermuten, dass Hellmuth starke Hände auf dem draw-lastigen Board gesetzt hätte. Gleichzeitig kann Dwan recht sicher sein, dass Hellmuth irgendeine Hand hat, die Showdown-Value hat. Ansonsten hätte Hellmuth wahrscheinlich den Flop geblufft.

Ziel von Dwan ist es jetzt, möglichst viel von Hellmuth zu gewinnen und Hellmuth glauben zu lassen, dass er blufft. Entsprechend packt Dwan eine vergleichsweise große Bet aus. Er setzt rund 80% des Pots. Das ist ziemlich genau die Setzgröße, die man von einem Bluff erwarten würde. Die Bet von Dwan ist gut, auch in dieser Höhe.

Hellmuth macht auf dem Turn einen massiven Fehler: Er callt instantan. Zwischen Dwans Bet und Hellmuths Call liegen weniger als 10 Sekunden. In erster Linie telegrafiert Hellmuth damit die Art seiner Hand. Er hat keinen Draw. Damit hätte er auf dem Turn überlegt, ob die Odds passen und ob ein Semibluff jetzt nicht eine Option wäre. Er hat auch keine starke Hand, damit hätte er ebenfalls überlegt, ob ein Raise nicht eine Option wäre.

Ein so schneller Call ist in dieser Situation fast immer eine mittelmäßige Hand und ein Versuch, den Gegner zu überzeugen, den River zu checken.

Mit seinem schnellen Call versucht Hellmuth zu vermitteln, dass er keine Angst hat, dass er überzeugt ist, die beste Hand zu halten. In dieser Situation ist das jedoch zu durchsichtig. Dem aufmerksamen Spieler macht Hellmuths Insta-Call nur deutlich, dass er keine weitere Bet auf dem River sehen will.

River: Starkes All-In, Horrender Call

Dwan ist ein aufmerksamer Spieler und er wird nach Hellmuths Call auf dem Turn ziemlich genau gewusst haben, was sein Gegner hält - eine schwache Hand mit Showdown-Value.

Nachdem auf dem River mit der 5 eine absolute Blank kommt und kein Draw vervollständigt wurde, versucht Dwan, seine Geschichte eines großen Bluffs weiter zu erzählen. Dwan im Jahr 2009, als diese Hand gespielt wurde, für seine furchtlosen Bluffs bekannt. Dieses Image kam ihm in dieser Situation natürlich zugute. Er wählt das All-In als überzeugendste Option, seine Bet wie ein Bluff aussehen zu lassen.

Tatsächlich repräsentiert Dwan hier eine sehr polarisierte Range. Entweder hat er ein Monster (Trips oder besser) oder gar nichts (etwa Ass-König oder eine andere Hand ganz ohne Showdown-Value). Dwan weißt, welche Range er selbst repräsentiert, er weiß, dass Hellmuth eine Hand von mittelschwacher Stärke hat und er weiß, dass Hellmuth nichts lieber täte als einen riesigen Pot gegen ihn zu gewinnen. Deswegen ist die All-In-Option hier wesentlich besser als eine kleinere Bet.

Nachdem Hellmuth auf dem Turn innerhalb weniger Sekunden gecallt hatte, braucht er jetzt mehrere Minuten. Am Ende schafft er es, sich selbst davon zu überzeugen, dass es ein genialer Call sein könnte und schiebt das Geld in die Mitte.

Der Call ist - unabhängig vom Ausgang der Hand - nicht genial. Ein Blick auf die Pot-Odds zeigt, dass Hellmuth die Hand in rund 36% der Fälle gewinnen muss, damit der Call profitabel ist. Das klingt erst einmal nicht nach sonderlich viel, aber Tom Dwan blufft hier äußerst selten.

So wie die Hand gelaufen ist, weiß Hellmuth, dass Dwan die Stärke seiner Hand kennt. Hellmuth hat sich in dieser Situation eingeredet, dass Dwan weiß, dass er eine schwache Hand hat und deswegen versucht, ihn aus dem Pot zu drängen. Fast sicher jedoch überschätzt Hellmuth hier die Wahrscheinlichkeit, dass Dwan mit einer Hand wie A-K bluffen würde.

Es wäre jetzt für Hellmuth die Gelegenheit gewesen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und noch halbwegs unbeschadet aus der Hand zu gehen. Aber sein Wahn, gegen seinen Nemesis einen genialen Hero-Call zu machen hat ihn dazu getrieben, auf diesem River 120.000 Dollar zu verschenken. Klar, hätte Dwan in dieser Situation A K oder einer Hand wie 8 9 gehabt, sähe der Call famos aus. Aber Dwan hat hier in rund 90 Prozent der Fälle eine legitime Hand und nur in 10% der Fälle einen Bluff.

Diesen Januar spielen Hellmuth und Dwan um 400.000 Dollar im Highstakes Duel auf PokerGO. Die erste Runde ging an Tom Dwan und es scheint unwahrscheinlich, dass Hellmuth in der zweiten Runde große Chancen hat. Nur mit einer guten Portion Glück kann Hellmuth der erste große Erfolg gegen Dwan gelingen.

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