Leider entwickeln sich Pokerhände nicht immer so, wie man sich das als Spieler wünscht. In der neuesten Folge von Poker Night in America trifft Shaun Deeb auf dem Flop ein Monster, doch dann bringen Turn und River ungünstige Karten und er muss seine Hand gegen zwei Gegner neu evaluieren. Schafft er es tatsächlich, sein Set zu entsorgen? Mehr dazu in unserer Hand der Woche!
Ausgangslage und Spiel bis zum River
Wir verfolgen die neueste Folge der amerikanischen TV-Show Poker Night in America. Mit von der Partie sind Spieler wie Jennifer Tilly, Alec Torelli und Shaun Deeb, gespielt wird mit Blinds von $25/$50.
Matt Brady hat einen Straddle gesetzt, und nach einem Fold raist Jennifer Tilly auf $300. Hinter ihr callt Jack Schanbacher im Cut-off, und Shaun Deeb, aus dessen Warte wir die Hand verfolgen, bekommt auf dem Button
Er callt, Daniel Wolf foldet, aber Dave Eldridge im Big Blind und Matt Brady im Straddle callen ebenfalls. Im Pott sind damit fünf Spieler und $1.525.
Der Flop bringt
Eldridge checkt, Brady checkt, Tilly checkt, Schanbacher checkt, aber Deeb setzt $800. Eldridge foldet, Brady callt, Tilly callt, Schanbacher foldet. Im Pott sind noch drei Spieler und $3.925.
Der Turn bringt die
Brady setzt $1.800, Tilly callt und Deeb callt. Im Pott sind immer noch drei Spieler und $9.325.
Der River bringt die
Brady setzt $4.000, Tilly callt und Deeb überlegt lange, ob er mit seinem Set callen soll. Schließlich foldet er.
Brady zeigt
und verliert gegen Tillys
Tilly gewinnt mit der Straight den Pott mit $17.325.
Hier die gesamte Hand in bewegten Bildern (ab Minute 4):
Analyse und Bewertung
Natürlich foldet man auf dem River nicht gern eine solch starke Hand, aber letztlich traf Shaun Deeb nach langem Nachdenken die richtige Entscheidung.
Schauen wir uns diese an vielen Stellen interessante Hand noch einmal genauer an, um die einzelnen Spielzüge unter die Lupe zu nehmen.
Vor dem Flop bringt Jen Tilly mit J9o einen loose-aggressiven Raise aus dem Hijack, wie er für loose Cashgame-Partien mit großen Stacks typisch ist.
Wer so spielt, muss nach dem Flop sehr gute Entscheidungen treffen, ansonsten können solche Hände sehr teuer werden.
Wie sieht es mit den Entscheidungen der anderen Spieler aus? Schanbacher callt mit seinem Ass plus gleichfarbiger Beikarte, und auch Deeb callt mit seinen Achten auf dem Button.
Mit dieser Spielweise entscheidet er sich im höheren Sinne, seine Hand auf Set Value zu spielen, da er mit mindestens einem weiteren Call in den Blinds bzw. im Straddle rechnen muss und sein Paar auf dem Flop fast immer mit einer bis zwei Overcards konfrontiert wird.
Ein Reraise, um die Hand direkt zu beenden und viel totes Geld einzusacken, wäre absolut in Ordnung, aber gegen den Call ist ebenfalls nichts einzuwenden. Klassischer Fall von Geschmackssache.
Volltreffer auf dem Flop
Für drei der fünf Spieler hat der Flop etwas gebracht – Brady bekam im Straddle Top Pair mit Top Kicker, Tilly hat Oben-unten und Deeb mit seinem Set Achten ein veritables Monster.
Bradys Check ist auf jeden Fall korrekt, da er bei vier Gegnern und diesen enormen Stackgrößen trotz Top Pair, Top Kicker nicht den Pott nicht aufblähen sollte.
Tilly hat die Initiative und könnte mit Oben-unten semibluffen, entscheidet sich aber auch zum Check.
Für Deeb dagegen gibt es nur eins. Er muss bei einem einigermaßen drawlastigen Board und vier Gegnern Geld in die Mitte bekommen und alle Draws bzw. guten Hände zur Kasse bitten.
Mit seiner Bet eliminiert Deeb zwei Spieler, aber natürlich kann ihm das dritte Herz auf dem Turn nicht gefallen.
Brady mit interessanter Spielweise
Matt Brady ergreift auf dem Turn die Gelegenheit beim Schopf und setzt von vorn. Er tut das nicht als Value Bet, sondern als Semi-Bluff und weil er wegen seines A♥ weiß, dass niemand die Nuts haben kann.
Natürlich repräsentiert er aus Sicht seiner Gegner den Flush, doch so schnell lassen die sich nicht vertreiben.
Allerdings ist Jennifer Tillys Call sehr loose. Sie könnte bereits Drawing Dead sein und sitzt im Sandwich, d.h. sie muss damit rechnen, dass Shaun Deeb einen Raise vom Stapel lässt und sie zum Fold zwingt.
Ihr Flush Draw mit dem Buben wertet die Hand ein wenig auf, doch könnte ein viertes Herz auch ihren Verlust erhöhen.
Ein Fold von ihr wäre der richtige Spielzug, während Shaun Deeb auf jeden Fall callen kann.
Er bekommt Pot Odds von mehr als 4 zu 1 und hat fast sicher zehn Outs zu einem Monster – abgesehen davon, dass er durchaus noch die beste Hand haben kann (wie es tatsächlich ja auch der Fall ist).
Schlussoffensive von Brady
Die letzte Bet von Brady ist eine Mischung aus Value Bet und Bluff, doch unterm Strich ist sie vor allem ein Versuch, bessere Hände wie etwa Two Pair oder Sets zum Folden zu bringen.
Ob sein Angriff mit $4.000 in einem Pott mit $9.325 oft genug – also in etwa 30 Prozent der Fälle – von Erfolg gekrönt sein wird, ist aber zu bezweifeln, da vor allem Deeb mit seiner Bet auf dem Flop und dem Overcall auf dem Turn viel Stärke gezeigt hat.
Von Tilly wäre es natürlich töricht, nun zu folden, nachdem sie zuvor auf genau diese Karte gecallt hat, und genauso wäre ein Raise verfehlt, da sie nur von Flushes gecallt würde.
Richtig schwierig ist die Situation aber für Deeb einzuschätzen. Hätte Tilly gefoldet, würde er sicher callen, da Bradys Spektrum die unvermeidlichen Bluffs enthält, aber für einen Overcall braucht man eben eine viel stärkere Hand.
Seine Pot Odds sind mit 4,3 zu 1 ausgezeichnet, doch muss er sich fragen, was er hier schlägt. Selbst wenn Brady blufft, ist Tillys Spektrum immer noch sehr stark und die einzigen schlechteren Hände, die realistisch sind, sind T8 und QT – aber auch die nur mit Einschränkung.
Trotz der vortrefflichen Pot Odds ist daher ein Fold mehr oder weniger erzwungen, zumal Brady ja auch nicht immer blufft.
Fazit
In solchen Händen mit mehreren Spielern ist es bisweilen schwierig, immer den Überblick zu behalten.
Trotz überwältigender Pot Odds schafft es Shaun Deeb aber, seine Hand korrekt zu entsorgen und seine Weltklasse zu bestätigen.