Sie ist eine der besten Pokerspielerinnen der Welt und zeigte in der Fernsehshow „Poker Night in America“ wiederholt, dass sie keinerlei Furcht vor dem vermeintlich starken Geschlecht hat. In unserer Hand der Woche legt sich Samantha Abernathy mit dem erfahrenen Mike Dentale an und erkämpft sich mit viel Fantasie einen fünfstelligen Pott.
Ausgangslage und Spiel bis zum River
Wir steigen ein in eine stark besetzte Runde „Poker Night in America“, am Tisch sitzen so bekannte Spieler wie Matt Glantz, Rep Porter, Jared Bleznick, Shaun Deeb und Joe McKeehen, doch in unserer Hand sind andere Spieler die Protagonisten.
Bei Blinds von $25/$50 setzt Samantha Abernathy einen Straddle mit $100 und darf damit als Letzte vor dem Flop agieren.
In der Runde wird ziemlich loose gespielt, die für uns interessanten Spieler haben etwa $15.000, also 300 BB vor sich stehen.
Nach zwei Folds limpt Mike Dentale, hinter ihm callt Dew Micali, worauf Rep Porter auf $400 raist.
Sam Abernathy bekommt
und callt. Dentale und Micali callen ebenfalls. Im Pott sind $1.675.
Der Flop bringt
Abernathy checkt, Dentale checkt, Micali setzt $350, Porter foldet. Abernathy callt, Dentale callt ebenfalls. Im Pott sind $2.725.
Der Turn bringt die
Abernathy setzt $2.600, Dentale callt, Micali foldet. Im Pott sind $7.925.
Der River bringt die
Abernathy setzt $6.200, Dentale überlegt zehn Minuten und foldet dann
Abernathy gewinnt mit Acht hoch den Pott mit $14.125 und zeigt anschließend ihre Karten.
Hier könnt ihr euch die Hand in bewegten Bildern ab Minute 14 noch einmal anschauen.
Analyse und Bewertung
Während sich die Kommentatoren recht sicher waren, dass Dentale schnell callen würde, überlegte dieser sehr lange und legte seine Hand schließlich weg.
Schauen wir uns die Hand noch einmal an und versuchen zu ergründen, ob Dentale richtig lag.
Vor dem Flop wird wie so oft bei solch großen Stacks sehr loose gespielt, und das hat zur Folge, dass die Bestimmung der Spektren im späteren Verlauf recht schwierig wird.
Dentale versucht es mit einem recht unorthodoxen Manöver. Er limpt mit AK und lässt dann nach Porters Steal-Versuch auch nicht gleich die Katze in Form eines Reraise aus dem Sack, sondern verschleiert seine Hand weiterhin.
Dies erfordert eine hohe Kompetenz im Spiel nach dem Flop, gerade bei diesen großen Stacks.
Nach Porters Raise wagt Abernathy einen sehr loosen Call mit 86o – man könnte auch sagen, der Call ist schlecht, da sie die Setzrunde nicht beendet und mit einer mäßigen Hand neben einem Reraise auch mit zwei Callern rechnen muss, die auf sie Position haben.
Dentale setzt sein Verwirrspiel fort
Mit insgesamt vier Spielern geht es auf den Flop, der mit K♠ 9♥ 5♠ ziemlich trocken ausfällt. Er ermöglicht zwar einen Flush Draw und zwei Gutshots, meist wird aber die Hand gewinnen, die jetzt vorn liegt.
Nachdem Abernathy und Dentale gecheckt haben, setzt Micali. Porter foldet seine Schrotthand, aber Abernathy lässt sich nicht abschütteln.
Sie hat zwar nur einen Gutshot und keine Position, aber ihr Spektrum im Straddle ist nach der vorherigen Action extrem schwer einzugrenzen oder anders gesagt, sie kann hier viele Hände repräsentieren.
Wie wir gleich sehen werden, will sie genauso das ausnutzen und führt einiges im Schilde.
Dentale hat mit Top Pair, Top Kicker keinerlei Veranlassung, sein Verwirrspiel aufzugeben. Er spielte die Hand von Anfang an so, dass sie unterrepräsentiert ist, und callt hier folgerichtig.
Abernathys Flucht nach vorn auf dem Turn
Der Turn bringt mit der 5♣ eine ziemlich bedeutungslose Karte, es sei denn jemand hat eine Fünf.
Und schwupps, behauptet Abernathy auch schon, sie hätte eine. Mit ihrer Bet repräsentiert sie wirklich nur eine Fünf, denn warum sollte sie mit Neunen oder einem König hier setzen?
Gleichzeitig muss sie bereits einen Plan für verschiedene Karten, die auf dem River kommen können, fassen und dabei auch die gegnerischen Spektren berücksichtigen.
Vor allem Dentale macht ihr mit seinem Overcall Sorgen – er hat entweder ein Monster (Neunen), einen Flush Draw oder am wahrscheinlichsten einen starken König.
Prompt bleibt Dentale abermals hartnäckig und callt recht rasch, worauf Micali die Zeichen der Zeit korrekt erkennt und immerhin KQo foldet (was ironischerweise später die Gewinnerhand gewesen wäre).
Im Pott sind an dieser Stelle $7.925 und selbstverständlich musste Abernathy davon ausgehen, dass ein Bluff nicht ausreichen würde.
Plan vollstreckt
Als der River die Q♠ bringt, setzt Abernathy ihren Plan um und bringt eine weitere Bet.
Sie repräsentiert damit weiterhin eine Fünf, die von einem König ausbezahlt werden will, doch natürlich nutzt sie auch die unangenehme Pik-Karte aus – sie wäre schließlich nicht die erste Spielerin, die mit einem Draw auf dem Turn von vorn setzt.
Mit einer Investition von $6.200, um $14.125 zu gewinnen, ist ihr Risiko zudem überschaubar – der Move muss nur in 44 Prozent der Fälle gelingen, damit er profitabel ist. Das sollte gegen KJ oder KT und vielleicht sogar AK oder KQ auf jeden Fall möglich sein.
Blicken wir aber auch noch einmal auf Mike Dentale. An dieser Stelle werden die Schattenseiten seiner Spielweise mit AK sichtbar – man landet in einem Pott, an dem vier Spieler beteiligt waren, mit Top Pair, Top Kicker auf dem River und hat keine Ahnung, wo man steht.
Im Grunde ist AK hier genauso stark wie KQ, KJ oder KT, denn Abernathy hat fast nie einen König, wenn man ihre Spielweise (sprich die Bet auf dem Turn) zugrunde legt.
Die Frage lautet also, wie oft hat Abernathy eine Fünf oder einen Flush bzw. wie oft blufft sie.
Ein solches Board auf dem River ist immer hässlich, zumal das gegnerische Spektrum so breit ist, aber im Cashgame zählen nun einmal die nackten Zahlen und die sprechen für einen Call.
Dentale muss nur in einem von 3,3 Fällen gewinnen, um positiv abzuschneiden, d.h. Abernathy muss in 30 Prozent der Fälle bluffen – das ist ihr zuzutrauen, und aus diesem Grund: klarer Call.
Fazit
Sam Abernathy bringt bei Poker Night in America gegen den Macho Mike Dentale (seine Fehde mit Cate Hall beschäftigte jüngst die Pokerpresse) einen kessen Bluff, der aufgrund seines Angstfaktors gute Gewinnchancen bietet.
Mit etwas kühlerem Kopf hätte Mike Dentale seine Hand aber konsequent zu Ende spielen und aus mathematischer Sicht eindeutig callen sollen.